Gedichte von Heinrich Heine ( 1797 bis 1856 )
Die Grenadiere
Nach Frankreich zogen zwei Grenadier',
Die waren in Ru?land gefangen,
Und als sie kamen in's deutsche Quartier,
Sie lie?en die K?pfe hangen.
Da h?rten sie beide die traurige M?r:
Da? Frankreich verloren gegangen,
Besiegt und zerschlagen das tapfere Heer, -
Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.
Da weinten zusammen die Grenadier'
Obwohl der kl?glichen Kunde.
Der eine sprach: "Wie weh wird mir!
Wie brennt meine alte Wunde!"
Der and're sprach: "Das Lied ist aus,
Auch ich m?cht' mit dir sterben,
Doch hab' ich Weib und Kind zu Haus,
Die ohne mich verderben."
"Was schert mich Weib, was schert mich Kind,
Ich trage weit bess'res Verlangen;
La? sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind, -
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!
Gew?hr' mir, Bruder, eine Bitt':
Wenn ich jetzt sterben werde,
So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,
Begrab' mich in Frankreichs Erde.
Das Ehrenkreuz am roten Band
Sollst du auf's Herz mir legen;
Die Flinte gib mir in die Hand
Und gürt' mir um den Degen.
So will ich liegen und horchen still,
Wie eine Schildwach', im Grabe,
Bis einst ich h?re Kanonengebrüll
Und wiehernder Rosse Getrabe.
Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
Viel Schwerter klirren und blitzen;
Dann steig' ich gewaffnet hervor aus dem Grab, -
Den Kaiser, den Kaiser zu schützen."
von Heinrich Heine